
"Die Schuld, eine Frau zu sein" Mukthar Mai, erschienen 2006 bei Droemer Verlag
Buchbesprechung: "Die Schuld, eine Frau zu sein" von Mukhtar Mai (DE)
English Version
Flohmarktfund für zwei Euro - unbezahlbar
Das Buch
Mukhtar Mais Autobiografie "Die Schuld, eine Frau zu sein" lag zwischen alten Krimis auf dem Flohmarkt. Zwei Euro. Hab ich mitgenommen und sofort gelesen. Eine Geschichte, die mich wochenlang nicht losgelassen hat.
Worum geht es?
2002, Pakistan, Dorf Meerwala: Mukhtar Mai wird auf Anordnung des Stammesrates vergewaltigt – als "Vergeltung" für ein angebliches Vergehen ihres zwölfjährigen Bruders.
Die Geschichte einer unglaublichen Frau
Mukhtar hatte Glück – wenn man das so nennen kann. Obwohl erwartet wurde, dass sie gefälligst Selbstmord begehen sollte, hinderte ihre Mutter sie daran. Ihr Vater unterstützte sie, als sie beschloss, ihre "Schande" öffentlich zu machen. Trotz massivem Druck und Morddrohungen von Polizei und dem feindlichen Clan.
Zufällig wurde ihr Schicksal von der Presse aufgegriffen – auch international. Deshalb wurde der Fall wohl nicht vertuscht, wie sonst üblich.
Das Buch und Mais Charakter
Entstehung:
2006 erschienen,
co-autorisiert mit der französischen Journalistin Marie-Thérèse Cuny.
In 23 Sprachen übersetzt, in Frankreich Bestseller.
Mai ist fest in ihrer Kultur und ihrem Glauben verankert. Sie kann zwischen ihrer Religion und der Art unterscheiden, wie diese "interpretiert" wird.
Dabei ist sie nicht ganz objektiv – was sie menschlich macht. Sie findet kein nettes Wort für die Tochter des feindlichen Clans, die anscheinend wegen ihres "schamlosen" Verhaltens ursprünglich für das ganze Desaster verantwortlich war.
Ich frage mich: Würde Mukhtar Mai diese Frau in ihr Center für verfolgte Frauen lassen, sollte sie von ihrer Familie verstoßen werden?
Der Rechtsstreit bis 2005
2002: Sechs Männer zum Tode verurteilt
2005: Lahore High Court spricht fünf frei – "unzureichende Beweise"
Stand 2005:
Mai und ihre Familie sind massiven Todesdrohungen ausgesetzt. Ihr wird die Ausreise zu zwei Kongressen verweigert, zeitweise wird ihr Pass eingezogen. Die pakistanische Regierung hat Angst, sie könnte sich negativ über ihr Land äußern.
Trotzdem ist sie nicht bereit, ihre Heimat ganz zu verlassen.
Sie lebt weiter in Sichtweite des mächtigeren feindlichen Clans, täglich bedroht, und macht mit ihren Projekten weiter.
Was Mukhtar Mai daraus machte
Entschädigung: 500.000 Rupien (etwa 8.300 Dollar).
Daraus baute sie Schulen. Heute lernen über 1.300 Kinder in ihren Bildungseinrichtungen – Mädchen und Jungen.
Wie ging es weiter?
Nach dem Lesen hat mich interessiert: Wie ging es wohl weiter? Es wurde still um Mai.
2011:Oberster Gerichtshof bestätigt die meisten Freisprüche
2019: Finales Revisionsgesuch abgelehnt
Ergebnis: Von sechTodesurteilen blieb nur eines als lebenslange Haft.
Nur Abdul Khaliq sitzt noch.
Dreizehn der ursprünglich vierzehn Angeklagten sind frei.
Lebt Frau Mai noch?
Ob sie noch lebt?
Weiß ich nicht. Die Website ist noch aktiv, aber schon lange nicht mehr geupdatet worden.
Mein Fazit
"Die Schuld, eine Frau zu sein" ist ein Zeugnis. Mais Sprache ist direkt, ungeschönt. Authentisch und eindringlich. Eine klare Leseempfehlung.
Und meine Frage bleibt: Lebt Frau Mai noch?
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