Frieden verlangt Mut

Veröffentlicht am 8. Februar 2025 um 21:30

Frieden verlangt Mut

Hab ich vor kurzem auf einem Wahlplakat gelesen. Wahl ist ja gerade wieder ein Thema und alle Parteien scheinen sich gegenseitig verantwortlich zu machen für Tod und Pestilenz und Pickel.
Ich gebe zu, dass die Partei, die diesen Slogan auf dem Plakat stehen hat, nicht zu den von mir als wählbar gesehen wird. Aber mal ehrlich: Die meisten Parteien in dieser unserer Republik halte ich für absolut unwählbar. Das fängt mit den Parteien an, die ein A am Anfang haben und hört mit den Parteien auf, die Z im Namen führen.


Oder vielleicht drücke ich mich falsch aus: Es sind eher die Menschen, die diese Parteien vertreten, die ich für unwählbar halte. Eigentlich bin ich ja der Meinung, eine wohlwollende Diktatur mit mir als Diktateuse wäre die einzig wahre Lösung für das Dilemma in unserem Land, aber ich weiche vom Thema ab.


Weiße Feder

Anfang des 20. Jahrhunderts bedurfte es wahrlich großen Mutes, sich als Kriegsdienstverweigerer zu outen. In Zeiten von »für Kaiser und Vaterland« und »süßem Heldentod« war der Gruppenzwang enorm. Dass Krieg immer dreckig ist, es nichts Heroisches an sich hat, auf den Schlachtfeldern zu sterben, wurde immer gerne verdrängt.

Interessanterweise wurden die Kriegsversehrten von ihrem Vaterland dann doch vergessen, wenn sie es wagten, den Krieg zu überleben, aber eben nicht mehr gesund heimzukehren. Gesund ist da dehnbar: Denn die Psyche wird immer gelitten haben, außer vielleicht bei Psychopathen, die es aber wahrscheinlich immer irgendwie schafften, nicht auf den Schlachtfeldern zurückzubleiben.
Ich frage mich, ob die Frauen, die an Männer im wehrfähigen Alter weiße Federn austeilten, weil diese sich nicht gleich mit Hurraschreien für das Gemetzel meldeten, selbst so kriegsbegeistert zu den Waffen gegriffen hätten, wie sie es von den Männern erwarteten.


Das Gandhi Konzept

Jedenfalls: Damals brauchte es wirklich Mut zum Frieden. Auch später, als Mahatma Gandhi den gewaltlosen Widerstand, zivilen Ungehorsam und Hungerstreik einsetzte, funktionierte das eine Weile recht gut. Auch hier brauchten die Menschen, die sich weigerten, Gewalt mit Gegengewalt zu bekämpfen Mut und Ausdauer. Übrigens war Gandhi nicht der erste, der auf die Idee mit dem zivilen Ungehorsam und Hungerstreik kam. Die Suffragetten waren da ein bisschen vor ihm dran.

Das funktionierte damals, meiner Meinung nach, weil die »an der Macht« das nicht gewohnt waren und vielleicht auch noch ein schlechtes Gewissen entwickelten, weil sie die passiven Widerständler niedermetzelten. Es macht ja schließlich keinen Spaß, wenn sich der andere nicht wehrt. Es ist schwierig, sich mit: »Der hat aber auch zugeschlagen,« zu rechtfertigen, wenn der andere einfach nicht zuschlagen will.


Moral ist obsolete

Nur haben sich die Zeiten geändert. Gewissen und moralische Vorstellungen sind ein seltenes Gut in der modernen Politik des 21. Jahrhunderts.
In den 1930ern und 1940ern wurde klar, dass skrupellose Diktatoren, die ihr Weltbild fest vor Augen, keinen Grund sehen, sich an irgendwelche Absprachen zu halten.
Dumm war nur, dass man dann in den 1950ern und den folgenden Jahrzehnten, den Nachfolgern der Herren Hitler und Stalin, wenig oder gar nichts entgegensetzte, teilweise aus Gier. Denn wie kann ich einerseits offen hehre Ziele verfolgen, wenn ich andererseits doch Erdöl oder wichtige Mineralien von den Typen kriege, die mir die demokratisch gewählten Führer eventuell nicht liefern würden?

In den 1980ern gab es den Slogan: »Stell dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin.«
Finde ich immer noch toll. Denn stell dir vor: Putin erklärt den Krieg gegen die Ukrainie, marschiert los und ... niemand geht mit.
Aber auch wenn mir klar ist, dass Krieg falsch ist, denke ich doch, dass die Unterstützung für die Ukraine richtig ist. Die Alternative wäre: weggucken, und in Kürze wahrscheinlich den Herrn P. mit seiner Armee bei uns einrücken sehen.
Denn mal ehrlich: Wo ist der Unterschied zwischen dem, was Hitler damals tat und dem, was Putin heute tut?

Trumpismus

Wir leben in einer Zeit, in der es scheint, dass der, der am lautesten fordert und tobt, recht kriegt. Und das Schlimme ist: Das mit dem lauten Rumtoben ist nicht begrenzt auf die ehemalige Sowjet-Union, auch jenseits des Atlantiks und am Mittelmeer, wie es scheint, überall haben die Demagogen, die Auf-den-Tisch-Klopfer und Dampfwalzen Oberwasser.
Soll ich also hergehen und mich an den Spruch halten: »Der Klügere gibt nach?« Wenn ich das tue, bleibt mir und vielen anderen nichts mehr.

Vielleicht muss ich doch in den Krieg ziehen. Nicht mit Panzern und Maschinengewehren, aber mit den mir zur Verfügung stehenden Waffen.
Hoffentlich ist die Feder immer noch schärfer als das Schwert.

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